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Ergänzend zur Printausgabe der PHOTONEWS starteten wir Ende 2011 einen Blog zum Themenschwerpunkt Fotobuch mit Rezensionen, Interviews und Debatten. PHOTONEWS Blogbuch wird von dem Fotobuch-Experten Peter Lindhorst betreut.
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Realisierung eines Masterplans. Markus Schaden zündet die erste Stufe des PhotoBookMuseums.
Zunächst blitzte es. Ein Feuerwerk wurde abgefeuert aus symmetrisch tanzenden Zeichen und sich großspurig aus dem Fenster lehnenden Slogans. Eine Seite im Netz, die mit einer stakkatohaften Animation „The PhotoBookMuseum“ ankündigte. Auch wenn das sehr smart rüber kam, wollte man als derjenige, der dem Fotobuch wohl gewogen ist, nicht gleich die Champagnerflasche öffnen, sondern lieber vernünftig am Tee nippen, um bekanntlich erst mal abzuwarten.
Eigentlich ziemlich unerhört, was da annonciert wurde. Ein Fotobuchmuseum in vier Schritten. Wer kann sich so was vornehmen, wenn nicht Tausendsassa Markus Schaden, der sich in den Ankündigungen selbst als Fotobuch-Maniac bezeichnet. Extreme Leidenschaft für Fotobücher mögen auch andere für sich in Anspruch nehmen, bei Markus Schaden ist das tatsächlich mal keine Übertreibung. Wer ihn kennt, weiß, dass er ein permanenter Ideengeber ist, auch wenn es zu deren Realisierung oft ein langer Weg sein kann.
Das Konzept, das er jetzt entwickelt hat, ist stufenweise eingeteilt und liest sich auf den ersten Blick äußerst schlüssig: 1) The Carlswerk Edition, 2) The Online Museum, 3) The Mobile Museum, 4) Permanent Residence. Diese Phasen soll das Projekt PBM in mehreren Jahren durchlaufen, bevor ein endgültiger musealer Ort für das Projekt gefunden und etabliert wird.
Den vollmundigen Ankündigungen folgen jetzt Taten. So wird der erste Schritt des Masterplans derzeit fieberhaft mit Inhalt gefüllt. Markus Schaden hat sich dazu ein kompetentes Team aus Helfern zusammengesucht. Zahlreiche Sponsoren wurden bereits aufgetrieben, ein Beraterstab mit illustren Namen steht ihm ebenfalls zur Seite und ein geeigneter Ort ist auch gefunden. In dem traditionsreichen Kölner Industrieareal des Carlswerks sind 24 Ausstellungen sowie ein sehr umfangreiches Rahmenprogramm geplant. Das Event ist vom 18. August bis zum 3. Oktober 2014 parallel zur „Photokina“ und der „Internationalen Photoszene Köln“ terminiert, was sicher ein kluger Schachzug ist.
Für die Realisierung und Lancierung dieser aufwendigen Veranstaltung zieht Markus Schaden jetzt alle Register: Eine Großoffensive in den üblichen sozialen Netzen. Eine Crowdfunding- Aktion auf Indiegogo, die nach drei Tagen bereits ein Drittel der avisierten 25.000 Euro für die Kosten eingespielt hat. Unterstützer können je nach Einlage verschiedenste Member-Cards erwerben, die eine einfache Unterstützung mit freiem Eintritt bis zu einer Mitgliedschaft im erlauchten „Chargesheimer Circle“ beinhalten.
Jüngste Aktivität, die das Projekt flankiert: Eine schön gemachte E-Publikation, die im Online-Kiosk von ISSUU eingestellt ist und die Absichten des PBM ausführlich erklärt. Darin bezeichnet Markus Schaden Fotobücher als das neue visuelle Esperanto. Er geht noch weiter und läutet gar gleich einen Paradigmenwechsel ein, den das Fotobuch für die gesamte Entwicklung der Fotografie bedeute. Das Fotobuch habe sich vom Träger der Wissensvermittlung zum autonomen Kunstwerk hin verschoben. In der Ausstellungspraxis der Museen sind Fotobücher fester Bestandteil eines auszustellenden Künstlerwerkes. Auch auf den der Fotografie gewidmeten Messen und Festivals ist das Fotobuch als fester Bestandteil nicht mehr wegzudenken. Mehr und mehr Museen konzentrieren sich auf die Pflege und sinnvolle Ergänzung ihrer Fotobuchsammlungen.
Eigentlich merkwürdig, dass bisher niemand auf die Idee kam, eine Ausstellungsinstitution zu gründen, die ausschließlich diesem Gegenstand gewidmet ist. Man möchte kurz einwenden, dass das Fotobuch eine gern genutzte Möglichkeit von Kuratoren sein mag, um ein Werk in einen Kontext zu stellen. Wer Ausstellungen gesehen hat, in denen vor allem Fotobücher ausgestellt wurden, hat aber auch schon die leidliche Erfahrung machen müssen, dass die Präsentation von Büchern als Konzept kaum trägt und oft furchtbar langweilig ist. Einen tatsächlichen Mehrnutzen hat derjenige, der in eine dem Museum angeschlossene Bibliothek oder Buchhandlung geht, um dort ein Buch zu durchblättern.
Das vorgestellte Konzept des PBM wischt all diese Bedenken weg. Markus Schadens Verständnis eines Museums ist ein anderes. Bei ihm wird es ein sozialer, Erkenntnis schaffender Ort sein, der einem breiten (und eben nicht nur spezialisierten Fach-) Publikum die formalen, inhaltlichen und erzählerischen Komponenten eines Fotobuchs vermitteln will. Schadens Motto lautet: Raus aus den Schneewittchensärgen der Vitrinen. Mal sehen, wie das zu realisieren ist!
Wenn es um die Präsentation von Büchern geht, will die Veranstaltung in Köln jedenfalls ein überraschendes Programm bieten: in Anlehnung an Chargesheimers berühmtes „Köln 5 Uhr 30“ sind am 19. August alle Kölner Frühaufsteher aufgefordert, ein Foto vom Kölner Stadtraum zu machen, die noch am gleichen Abend in einer großen Ausstellung präsentiert werden. (Das Chargesheimer-Reloaded-Projekt ist eine gemeinsame Initiative der Photoszene Köln, der Galerie Lichtblick und des PBM). Es wird Ausstellungen zu herausragenden Publikationen der jüngsten Vergangenheit von Stephen Gill, Cristina de Middel, David Allan Harvey, Oliver Sieber u.v.a. geben. Erik Kessels private Alben werden genauso vorgestellt werden wie die Protest-Bücher von Martin Parr. Auch einige ansässige Sammler präsentieren ihre Preziosen (u.a. die Ed-Ruscha-Collection von Bernd Deutsch; Oliver Klobes und Oliver Tielsch, Skater und Herausgeber des Monster Skateboard Magazins, zeigen ihre Fotobücher zum Thema).
Sicherlich auch ein Höhepunkt in der alten Industriehalle: die von Markus Schaden entwickelten PhotoBookStudies. Didaktische Aufbereitungen von Schlüsselbüchern der Fotobuchhistorie mit Beispielen von Ed van der Elsken, Todd Hido, Susan Meiselas u.a. Dazu werden auf riesigen Stellwänden die Bücher in einer Art Mindmapping vorgestellt, um den gesellschaftlichen Kontext herzustellen, Einflüsse zu benennen, die Rezeptionsgeschichte aufzuzeigen etc. Angekündigt ist dieses Mal u.a. eine Café Lehmitz-Studie von Anders Petersen. Besonderer Clou: Die legendäre Kneipe soll dazu nachgebaut werden!
Das liest sich alles äußerst ambitioniert. Wenn es sich tatsächlich so realisieren lässt, kann der Besucher mit einem Spektakel in Köln rechnen. „The Carlswerk Edition“ wird eine Riesenanstrengung sein, vielleicht wird es auch der erhoffte Riesenschritt in die richtige Richtung! Zu wünschen wäre es! (Peter Lindhorst)
Weitere Infos unter:
http://www.thephotobookmuseum.com
https://www.indiegogo.com/projects/the-photobookmuseum#home
http://issuu.com/markusschaden/docs/sch14_009_proposal__single_
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