Informationen zu Blogbuch
Ergänzend zur Printausgabe der PHOTONEWS starteten wir Ende 2011 einen Blog zum Themenschwerpunkt Fotobuch mit Rezensionen, Interviews und Debatten. PHOTONEWS Blogbuch wird von dem Fotobuch-Experten Peter Lindhorst betreut.
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Debatten
(Text-)frei und ungebunden – Ein Vortrag von Peter Lindhorst
Der Freundeskreis des Hauses der Photographie in Hamburg lädt traditionell zum Jahresende zu einem "Jäger und Sammler" Symposium ein. 2015 stand mit Vorträgen von Oliver Sieber & Katja Stuke, Peter Lindhorst und Eva Leitolf das Verhältnis von Text und Bild im Mittelpunkt, wobei Photonews-Autor Peter Lindhorst "Über die schwierige Liaison von Bild und Text im Fotobuch" referierte. Nachfolgend eine gekürzte Fassung seines Vortrages.
„Orangenbaumgesprenkeltes Arkadien des Westens, verlassener Sand der einsamen Erde, taufeuchte Unendlichkeitseinstellung in den schwarzen Raum, Heimat der Klapperschlange und der Taschenratte – der Horizont der Welt, niedrig und flach: Die voranpreschende rastlose stumme namenlose Straße schießt wie von einer federnden Kraft geschleudert in die Ferne , sagenhafte Landgüter, grün, unerwartet, Gräben entlang der Straße, wenn ich hinausschaue. Von hier nach Elko, in gleicher Höhe mit diesem Pflock, parallel zu Telefonmasten, kann ich einen Käfer in der heißen Sonne spielen sehen - los, per Anhalter, fahr schneller als der schnellste Güterzug, überhol den Rauch, such die Schenkel, wirf die Kohle raus, schlag das Leichentuch zurück, küß den Morgenstern im Morgenspiegel – Wahnsinnstraße treibt Menschen voran.“
Dies ist ein Textexzerpt eines Buch, das – ich vermute es zumindest – die meisten Leser dieser Zeilen in ihrem Buchregal beherbergen.
Während man die Bilder von „Die Amerikaner“ natürlich sofort im Kopf hat, ist der Text nicht in der Weise präsent. Tatsächlich hab ich mir das Buch vor langer Zeit gekauft (wie jeder, der mit seiner Fotobuchsammlung beginnt) und war von der Einleitung so verstört wie zunehmend fasziniert. Das Lesen des Textes hat einen extrem starken Eindruck hinterlassen. Es hat mich in der richtigen Weise auf den sich anschließenden Bildteil eingestimmt. Der amerikanischen Ausgabe fügt sich ein eigens produzierter Beitrag des Beat-Generation-Autors Jack Kerouac bei. Robert Frank und er hatten sich auf einer Party kennengelernt, worauf der Autor ihm einen Text versprach. Der Text ist einer, der sich auf die Bilder bezieht und diese dann doch wieder loslässt, meist ein frei-assoziativer Strom, ein mal wütender Text, dann wieder einer, der leise Töne anschlägt, ein Text, der genau wie die Fotos von Frank dem „American Way of Life“ einen dunklen Schatten überstülpt und der in seiner Syntax auf geniale Weise den aufregenden Rhythmus des zu dieser Zeit vorherrschenden 50er Jahre-Jazz nachahmt. „Die Amerikaner“ ist für mich eines der gelungensten Beispiele, wie der Text als eine Ausdrucksform einer anderen zugefügt wird und sich zwischen Text und Bild eine weitere Bedeutungsebene öffnet.
„(Text-)frei und ungebunden“ – so ist dieser kleine Exkurs hier beschrieben. Und im Untertitel: Über die schwierige Liaison von Bild und Text im Buch. Der Zusatz enthält natürlich bereits eine steile These. Bild und Text – Geht das nicht gut zusammen oder -noch radikaler formuliert- braucht das gar nicht mehr einander? Eine Liaison ist ein Liebesverhältnis und das kann bekanntlich nach einiger Zeit auch schon mal etwas abkühlen. Kann oder muss sich das Fotobuch als visueller Träger von dem Zusatz des Textes emanzipieren? Einst hatte Walter Benjamin ganz am Ende seiner „Kleinen Geschichte der Photographie“ gefragt:Wird die Beschriftung nicht zum wesentlichsten Bestandteil der Aufnahme werden? Ist die Benjaminsche Feststellung für Text in Fotobüchern heute obsolet geworden? Dass das Foto bzw. das Fotobuch ohne Text auskommt, es wird gerne mal behauptet. Und auch auf der Einladungskarte zu diesem Symposium ist die Frage formuliert: Kommt das Bild neuerdings ohne Worte aus? Neuerdings? Brauchte es das - im Umkehrschluss- früher unumgänglich?
Nur weil wir viele Bilder sehen, sind wir deswegen schon automatisch geübt, visuellen Inhalt ohne Zusatz zu erfassen und intellektuell zu verarbeiten? Nur weil wir es managen können (oder auch nicht), uns mit vielen Bildern zu beschäftigen - Bedeutet das, dass wir daraus Erkenntnisgewinn schöpfen? Es sind Millisekunden, in denen wir einzelnen Bildern unsere Aufmerksamkeit widmen. Ein Fotobuch ist ein angehaltenes Stroboskop, dessen Einzelbilder man betrachten kann, schreibt Thierry Chervel. Das Buch gibt dem Foto eine Struktur, eine Stelle in einer Erzählung. Aber die Frage stellt sich mir dennoch: kommt die Erzählung ganz ohne Worte aus?
Es gibt keine objektiven Maßstäbe, um die Qualität eines Fotobuchs bestimmen zu können, keine Norm, die die Produktion des perfekten Fotobuchs definiert. Es gibt Merkmale, die dabei helfen, ein gutes von einem schlechten Fotobuch und genauso einen guten von einem schlechten Text zu unterscheiden. Ein guter Text ist für mich einer, der sich in seinem deskriptiven Charakter zurücknimmt, der profund und damit das Thema durchdringend sein kann, ein Text, von dem ich lernend profitiere oder ein assoziativer, Leerstellen bewusst zulassender Text, der vielleicht Bilder großer Eindringlichkeit heraufbeschwört, der mich überrascht und verstört, der mir als Leser etwas abverlangt, der mich in eine ganz andere Richtung als die Bilder treibt, dem ich aber dennoch folge, um plötzlich zu merken, dass ich mich doch mitten im Zentrum des Sujets bewege. Ein begleitender Text kann ein Gedicht sein, kann eine Erzählung sein, kann eine Prosaskizze sein. Ein Text kann eine biographische Notiz sein, dabei weit entfernt von jeglicher Sentimentalität, vielleicht mit einer Poesie und Ernsthaftigkeit ausgestattet, ein emotionaler Verstärker für das Abgebildete. Ein Text legitimiert sich für mich dann, wenn er als eigenständige Kunstform die andere (fotografische) Kunstform herausfordert und umgekehrt herausgefordert wird.
Ein Text stellt für mich dann allerdings keine Notwendigkeit dar, wenn er sich selbst zu ernst nimmt, wenn er Bildern eine Wichtigkeit andichtet, die diese gar nicht einlösen können oder umgekehrt, wenn er Bildern nicht gerecht werden kann und sich in eine aufgesetzte Wissenschaftlichkeit zurückzieht, wenn er ein Referenzsystem beschreibt, das offensichtlich ist. Er kann den Betrachter an der Hand führen und diesem Kenntnis verleihen, wenn er als Einleitung erfolgt. Ist er ans Ende gesetzt, übernimmt er möglicherweise die Aufgabe der Klärung, der Vergewisserung oder der Erlösung aus verbliebener Unsicherheit. Ein Text kann zwischen Klappseiten verborgen sein, so dass man sich zu ihm vorkämpfen muss. Er kann auf einem Textblatt, das aus dem Buch fällt oder in einem Supplement, abgedruckt sein. Vielleicht ist in eben diesem Fall das Fotobuch schon längst geschlossen, während wir noch im Ergänzungsband blättern. Und nicht zuletzt: Es gibt auch fotografische Arbeiten, denen ein klares Bild-Text-Konzept zugrunde liegt, bei dem das Visuelle nur in Verbindung mit dem Text funktioniert. Paolo Woods und Gabriele Galimberti haben in ihrem Buch "The Heavens" Finanzwelt und Steuerparadiese fotografisch und textlich durchdrungen. Die komplexe Arbeit, die als eine Art Jahresbericht erscheint, ist mit zahlreichen Infografiken, Zitaten, langen Experten-Essays, einem Glossar der Begrifflichkeiten und mit Erläuterungen zu den einzelnen Arbeiten ausgestattet. "The Heavens" entwickelt ganz neue Erzählformen und ist eines der aufregendsten Fotobücher in diesem Jahr.
Für mich persönlich gelten die unterschiedlichsten Kriterien, die ich an ein Fotobuch stelle: Druck- und Papierqualität, Umschlaggestaltung, das Editing, die Wahl des Formats, Bindung usw. – das alles muss sich dem Inhalt unterordnen. Mich beschleicht aber immer öfter das Gefühl, einem gestalterischen Aufwand ausgeliefert zu sein, der sich überhaupt nicht durch den Inhalt rechtfertigt. Während viel in die Gestaltung investiert wird, um in der Fülle der Neuerscheinungen Distinktionsgewinn zu erreichen, scheint das Nachdenken über Texte hinten runterzufallen; die richtige Wahl des Autors ist oft eher einer Notlösung geschuldet. Um Text kann man sich ja noch ganz zuletzt kümmern und es darf nichts kosten. Das gilt nicht nur für den Selfpublisher, auch die Verlage wagen oft wenig, haben kein Autorenbudget, sind im Textlektorat schlampig.
Natürlich gibt es auch Arbeiten, die sind visuell eindeutig und als Buch so stimmig, dass ein Text sich wie ein fremder Eindringling anfühlen müsste. Ein kleines, schön gemachtes Bilderringbuch, das seine Bilder genau setzt und damit die Geschichte präzise erzählt, ist von Ricardo Cases – Paloma Al Aire. Bei dem Spektakel schicken stolze Besitzer ihre männliche Tauben mit den prächtigsten Signalfarben ins Rennen. Nicht die Taube gewinnt, die als Erster in den heimischen Schlag zurückkehrt, sondern die, die Gunst des Weibchens auf sich zieht. Ein Text erübrigt sich in diesem Fall.
Der Self-Publisher-Markt hat den etablierten Verlagen in seiner Innovationskraft den Rang abgelaufen, wächst zunehmend, treibt die seltsamsten Blüten. Jeder Fotograf will und kann dank günstiger Digitaltechniken überraschende Fotobücher publizieren. Das Fotobuch scheint eine Verheißung der unendlichen Möglichkeiten, Bilder narrativ einzusetzen und mit ihnen phantasievoll zu spielen und Texte als visuelles Gestaltungsmittel zu begreifen. Der Selfpublisher, der genügend Kreativität im Marketing entwickelt, wird sogar eine Chance haben, dass der große Restbestand nicht im Keller vermodern muss.
Selfpublished Fotobücher haben in den letzten Jahren einen kleinen Siegeszug gefeiert und das Netz bietet die Infrastruktur für eine weltumspannende Szene von Kleinverlagen und Fotografen, die im Selbstverlag ihre Bücher in Mini-Auflagen auf dem Markt vertreiben. Das Netz ist der Marktplatz, an dem sich Produzent und Käufer direkt treffen können. Es teilt sich auf: es gibt es die innovativen, größeren Fotobuchverlage (etwa Mack Books), es gibt eine Vielzahl von Kleinverlagen (z.B. Peperoni) und es gibt die selbstverlegenden Fotografen, die ihre Bücher nicht mehr in der Hauptsache über den klassischen Buchhandel vertreiben, sondern alternative Vertriebspfade suchen (von Social Media bis zur Präsenz auf Messen). Viele Fotografen stecken ihre Mittel lieber in die eigene Produktion, anstatt ihr Buch bei einem klassischen Verlag mit viel Geld vorzufinanzieren.
Das allerneueste Buch „Frisches Trauma“ von Gerald von Foris hält Überraschungen bereit: ein Buch mit offener Bindung, es wird ummantelt von einem aufklappbaren Pappumschlag. Kein Text auch hier, keine Information zu den Arbeiten. Aber irgendwo zwischen den Seiten des Buches fällt plötzlich eine kleine Broschüre heraus, Dünndruck Papier, darin die Lyrik von Lydia Daher, einem schreibenden und singendem Multitalent. Die Texte der Lyrikerin zeugen von einem intelligenten und spielerisch anmutenden Umgang mit Sprache, sie schlagen verschiedene Stimmungen an, vor allem aber schaffen sie dieselben Imaginationsräume für den Leser, durch den auch der Betrachter in Gerald von Foris Bildern wandelt. Das hat nichts Prätentiöses, nichts Aufgesetztes, Bild und Text leuchten gegenseitig auf sich.
„Die Bilder sind immer schon vor uns da. Bilder von Straßen und fliegenden Samen. Von Lippenblütlern, Leihwagen, Rastplätzen. Von Früchten in knittrigen Tüten. Auch Bilder von Krankenwagen, von Amüsiervierteln, Fehlbauten, Frühstücksräumen. Von Vögeln an Gittern, hundertäugig. Auch Bilder von Betten, Schildern, Schienen, Steinen, und den blauen Flammen der Fabriken, ihrem trägen Verschwinden nach Werkschluss. Bilder von Bildern und sagen wir: Berührungsbilder. Bemühungsbilder. Von uns unter elektrischen Uhren, Standbilder. Enge Räume und Insektenbilder. Wie Bühnen: die Bilder. Wie Birken. Wie Blitze.“
Meine einstige Überzeugung, dass die Kombination Foto und Lyrik im Buch nur leidlich funktioniert, ein kitschiges Duo bildet, kann ich längst nicht aufrechterhalten. Es gibt nicht die falschen Texte, es gibt nur schlechte und gute Texte. Mit den schlechten möchte ich mich nicht beschäftigen. Und deshalb suche ich nach dem Schönen: Gute Lyrik erzeugt Bilder, die man als Leser mal intellektuell erfasst, die oft aber auch nur eine Ahnung erzeugt. Die mich im Ungewissen lässt, die mir längst nicht alles verrät auf den ersten Blick. Und das ist genau auch der Wesenszug einer Fotografie, die ich persönlich besonders schätze. Es gibt noch ein Beispiel bei den Neuerscheinungen im letzten Jahr (ein Buch, das ich an dieser Stelle schon besprochen habe). „Manchmal sieht es hier so aus /als würde der Himmel von unten/ zugemauert werden.“ So lautet ein kurzes Gedicht von vielen, die Margrit Sengebusch zu dem Buch „Land ohne Mitte“ von Anne Morgenstern beisteuert. Auch hier ein Beispiel für perfektes Zusammenwirken. Letztendlich ist in Anne Morgensterns Serie der Himmel nicht zugemauert, es wirkt vielmehr, als könne sie ihn fotografisch öffnen. Die aus Leipzig stammende Fotografin, die als junges Mädchen in der Wendezeit nach München gezogen ist, findet in der Gegenwart einen Ort in und um Hoyerswerda vor, der sie fotografisch herausfordert und den sie nicht nur als Hort des Rechtsradikalismus und aggressiver Langeweile zeigen will. Wie es der Titel des Buches ausdrückt, pendelt Anne Morgenstern ihre Arbeit zu vielen unterschiedlichen Seiten aus, um einer komplexen Realität gerecht zu werden.
Aus meiner eigenen Vielbeschäftigung mit Büchern, die ich in Magazinen und Blogs besprochen habe, werden manchmal Leute auf mich aufmerksam, die mir ihr Buchprojekt zeigen und die, wenn ich irgendeinen Zugang dazu entwickeln kann und einen Text ehrlicherweise passend finde, mit meiner Mitarbeit rechnen können. In solchen Momenten betrachte ich dann das Buch wie ein Theater. Wenn man es aufschlägt, leuchtet im selben Moment das Rampenlicht auf und der Vorhang hebt sich. Und dann werden Bilder, Texte und Elemente der Gestaltung gemeinsam auf die Bühne treten. Jeder hat seine Rolle, und eines wird mir klar: der Text muss gut sein, um gegen die starken Mitspieler zu bestehen. Als Autor schaue ich mir die Fotos an, ohne zu viel über diese zu wissen, leg sie wieder weg, hole sie hervor, schaue drauf, notiere mir etwas, lege sie weg, schaue wieder drauf, denke mich in sie hinein, beginne irgendwann zu schreiben. Ein völlig anderer Prozess als die Schreibaktivität meines Alltags. Der Text in einem Buch, das man im Gegensatz zum Magazin oder Blogpost nicht gleich wegwirft oder wegklickt, hat etwas Wertiges, etwas, das noch ein wenig bleiben könnte. Also gebe ich mir besonders Mühe. Helfried Valenta ist ein Fotograf aus Wien, der mir einst seine „Prater Serie“ schickte und um einen Text bat. Gerne wollte ich dabei sein und etwas Atmosphärisches schaffen. Am Ende kommt dann etwas heraus, von dem ich hoffe, dass es im Ensemble gut mitspielt, ohne sich in den Vordergrund zu drängen:
Die letzte Fahrt wird eingeläutet. Noch einmal ächzen die Wagen des Karussells durch die Kurven, stürzen die letzten Gondeln der Achterbahn laut pfeifend in die Tiefe, hört man ein weiteres Mal die ekstatischen Schreie der Fahrgäste, die festgeschnallt in ihren Sitzen, in die Nacht katapultiert werden. Lautstarke Ausgelassenheit derjenigen, die schließlich aus der Geisterbahn ausgespuckt werden. Dann plötzlich verstummt die permanente Kakophonie aus hämmernder Disco-Animiermusik und monotonem Leierkastenwalzer, geht das Lichtermeer aus und erfolgt die Vertreibung aus dem Vergnügungsparadies. Den Pulk der Nachtschwärmer zieht es weiter zu jenen Konsumorten der Stadt, die das kurze Hochgefühl des Amüsements ein wenig zu strecken vermögen. Über dem Vergnügungspark, gerade noch tosende Kulisse, schiebt sich in kürzester Zeit eine Hülle bleiernen Schweigens. Gibt es eigentlich einen Ort, der einsamer ist, als ein Vergnügungspark nach Mitternacht? Das aber ist genau die Zeit, zu der sich Helfried Valenta aufmacht.
An dieser Stelle möchte ich auch die letzte Fahrt in diesem Text einläuten...Immer mehr Fotografen entdecken das Buch als das Medium, dass ihrer Arbeit am angemessensten erscheint, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie bedienen sich des Buches wie selbstverständlich und publizieren nicht nur eine Arbeit, sondern legen ständig nach. Auch ein Fotograf und erfahrener Büchermacher wie z.B. Peter Bialobrzeski, der viele Bücher gemacht hat bei großen Verlagen, sucht derzeit eher die schlanken Produktionsbedingungen, die ihn flexibel und schneller Bücher realisieren lassen. So konzipiert er z.B. gerade eine kleine Reihe mit dem asiatischen Independent Verlag Velvet Cell, wo seine City-Diaries über Cairo oder Athen, ausgestattet mit eigenen klugen Reflexionen über die jeweilige Stadt, herausgegeben werden.
Für die Fotografen geht es letztendlich darum, gute Bücher zu entwickeln, egal, ob mit der Logistik großer Verlage im Rücken oder mit der Wendigkeit durch Eigenregie. Ist ein Fotobuch gut, lässt es einen von der ersten Seite an erstaunen und hält die Spannung bis zum Schluss. Die Fotografie ist darin vielleicht singulär und das Design, die Materialität und die Abfolge unterstützen diese im gut produzierten Buch. Die Fotografie muss sich nicht von dem Text separieren, es muss auch kein hierarchisches Verhältnis herrschen. Ein Fotobuch kann das ideale Medium sein, Wort und Bild einander näher zu bringen und durch Verschmelzung einen ästhetischen Mehrwert zu erzielen, der den Erkenntnistrieb und die Phantasie des Lesers herausfordert. Gute Texte und gute Bilder werden keine problematische Beziehung entwickeln, sondern einander immer brauchen.
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