Informationen zu Aktuell
Hier finden Sie Hinweise zu aktuellen Veranstaltungen, die uns nach Redaktionsschluss erreicht haben sowie Ergänzungen (Nachschlag) zur jeweils aktuellen PHOTONEWS Ausgabe.
Nachschlag
Nach Redaktionsschluss
Photonews-Forum "Still – Leben"
Danke an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die vielschichtigen Einsendungen zum Thema "Still – Leben". Wir folgen damit dem aktuellen, Corona-geprägten Zustand des Stillstandes, der häuslichen Isolation, des Sich-Besinnens auf einfache Sujets des Alltags. Es geht also um Konstellationen von Objekten, zuhause oder draußen. Aber auch um eine Reflexion der Stille, um häusliche Besinnlichkeit, den Rückzug in die Privatheit und die Begegnung mit alltäglichen Dingen, die unter anderen Umständen womöglich nicht beachtet werden.
Mit Beginn der Pandemie veränderte sich das Zusammenleben der Menschen. Gerade im öffentlichen Bereich führen die notwendigen Abstandsregeln und das Social Distancing zu einer Umgehenskultur der Entfernung, Entfremdung, Berührungslosigkeit und der fehlenden Nähe. Menschen vermeiden es aus Angst vor Menschenansammlungen und Ansteckung, sich lange oder unnötig auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten. Dadurch entstehen meist menschenleere und verwaist wirkende öffentliche Plätze wie zum Beispiel Bahnhöfe, Autobahnen, Spielplätze, Schwimmbäder, Einkaufszentren und Fußgängerzonen. Das Bild entstand an einem geschlossenen Hallenbad an der Nordsee. Mehr Bilder aus der Serie unter www.ulfwiechmann.de
Raritäten in Corona-geprägten Zeiten. Eine fotografische, analoge Interpretation einer Klopapierrolle mittels einer Camera Obscura.
Für einige von uns hat das Jahr 2020 eine kontemplativere Art des Lebens in unseren Häusern und in uns selbst eingeführt, zusammen mit Geräuschen und Stille, Erinnerungen und Erwartungen.
In der Zeit im Homeoffice haben mein Mann und ich oft die Gelegenheit genutzt gemeinsam in der Mittagspause spazieren zu gehen. Dieses Bild entstand bei einem dieser Spaziergänge. Es spiegelt für mich das Leben in Zeiten der Pandemie gut wieder, da auch unser Leben sich in diesem Jahr sehr abgehackt und kompakt verpackt anfühlt.
Wenn man so will, versinnbildlicht das "Bild ohne Bild" das Leben unter Pandemiebedingungen. Das bisher gelebte Leben (mit seiner gewohnten Struktur ) existiert seit Mitte März 2020 nicht mehr. Für die Allermeisten geht das Leben aber zum Glück weiter.
Sommer 2020. Sonne, Wasser, Stimmengewirr. Am See sind wir auf einmal frei: Wir tauchen, schwimmen, warten, lesen, lassen uns treiben. Wir sind. Wir leben. Wir schätzen diesen Moment intensiver als je zuvor in unserem Leben. Wir wissen, da kommt noch etwas auf uns zu, wenn es kälter wird.
Herbst 2020. Für mich ist diese Bild Ausdruck von der jetzigen Situation, mal ruhen wir, mal schreiten wir weiter, mal würden wir am liebsten untertauchen und mal flüchten wir uns in andere Welten.
Schönheiten und Skurilitäten des Alltags suche und finde ich schon lange. In diesem Jahr fand ich Motive in einem Kleingarten in Berlin (wie dieses Wasserglas auf einem Marmortisch), wo ich mein Fernweh beim Buddeln und Jäten und Kaffeetrinken in der Sonne vergessen konnte. Das Rauschen der Pappelblätter im Wind klingt fast wie das Meer.
Ein feine Vielfalt von Grautönen, die sich wie atmendes Gedärm ineinander winden und ihren Platz finden in der Enge dieses Gefäßes, das meine fast pensionierte zweiäugige Rolleiflex sah.
Seit einigen Monaten arbeite ich an einem Projekt unter dem Arbeitstitel „Areal", in der ich die Wirtschaftszonen deutscher Gewerbegebieten fotografiere.
Gewerbegebiete - Zonen der Wirtschaft. Infrastrukturell gut durchdacht, um die logistischen Abläufe der Vermarktung zu optimieren. Globalisierte Warenströme erreichen hier den Konsumenten. Die Gebiete, auch positivistisch als „Gewerbepark“ oder kraftvoll als „Dienstleistungszentrum“ bezeichnet, werden von den Städten und Gemeinden in ihren Bebauungsplänen festgelegt. Strukturierung, Segmentierung und Flächenversiegelung sind Stichworte, die Beschreiben, wie wir mit unserer wichtigsten Ressource, der Natur, umgehen.
In meiner Arbeit zeige ich Nebenschauplätze, Rand- und Übergangszonen der Flächen dieser Gebiete. Strukturelle Eigenschaften der Zonen und deren Bebauung und der Umgang mit Raum sind weitere Aspekte der Serie. Die Kultivierung der Natur findet in begrenzten „Grünflächen“ der Areale statt. Neue Flächen werden erschlossen. Die dabei entstehenden Brachen erscheinen oft als „Unorte“ im Prozess der Transformation.
Der Lockdown zu Beginn des Jahres ermöglichte mir Aufnahmen mit der konzeptionell beabsichtigten Abwesenheit von Menschen.
Diese Fotografie entstand, als beim Anblick von Fledermäusen noch niemand an eine Virenbedrohung dachte. Lichtzauber und Schattenspiel der Silhouetten waren mir damals Anlass genug, dieses "stille Leben" zu verewigen. Anbetracht der neuen Konnotation zu "Fledermaus", scheint das ästhetische Skelett heute zurecht hermetisch im Plexiglas verschlossen zu sein. So wird dieses Stilleben zu einer Art Symbolbild für die derzeitig kursierende "kognitive Dissonanz".
Paris im Juni 2020.
Der erste Lockdown war vorbei, ich hatte meine Tochter seit Januar nicht mehr gesehen und war froh, endlich wieder zu ihr nach Frankreich fahren zu dürfen. Die Stadt war gespenstisch leer, die Metros, sonst meist überfüllt, ebenso. Was mich überraschte, war die Disziplin der Parisien. Ich seh niemanden ohne Maske. Irgendwie rauschte aber auch alles an einem vorbei, vor allem die Gesichter, versteckt hinter Tuch. Der Rhythmus der Stadt hatte sich verändert. Was kein Terroranschlag, kein Angriff auf die Demokratie Je erreicht hat, ein fürs blosse Auge unsichtbares Virus hat die Moral eines Volkes verändert.
Die Plattenfirma Deutsche Grammophon gibt seit einigen Jahren die Reihe „Recomposed“ heraus, bei der klassische Werke durch Elektro-Musiker auf Noten-Ebene bearbeitet und dann von einem Orchester eingespielt werden – komponierte Remixe sozusagen. Seit Beginn der Pandemie war ich oft wochenlang alleine auf dem Land und habe mich – inspiriert durch dieses Musikprojekt – fotografisch mit einigen Ikonen der Malerei beschäftigt und versucht, "zeitgenössische Versionen bzw. Variationen" zu erstellen, beispielsweise von VAN GOGHs Sonnenblumen, MONETs Heuschobern, DÜRERs Rasenstück und MANETs Spargelbund.
Die Corona-Krise hat besonders für die Kunst- und Kulturbranche fatale Auswirkungen. Denn es heißt „Vorhang zu“ für sämtliche Vorführungen, Konzerte, Filme, Theater und andere Festivitäten.
Zu Hause ist es tagsüber oft recht still. Die Balkontür steht auf und so mancher tierische Gast findet sich ein, dreht ein paar Runden in fliegt wieder hinaus. Einige findet man jedoch irgendwann unterm Bett oder in einer dunklen Ecke. Aus diesen ist das beigefügte Still-Leben entstanden.
Glücklicherweise habe ich im vergangenen Monat noch eine Fotoausstellung in einem Museum besuchen können. Das war allerdings mit strengen Regeln und Hygenienebestimmungen verbunden. Im Waschraum der Toilette ist dann dieses Selbstporträt unter Coronabedingungen entstanden: das Individuum eingeschlossen von Reglementierungen. Momentan herrscht ein harter Lockdown und das öffentliche Leben ist (fast) vollständig zum Erliegen gekommen. Museumsbesuche sind momentan nicht möglich. Es ist aber endlich einmal Zeit, um sich den eigenen Fotos zu widmen, diese zu sichten und zu bearbeiten.
Karl und Jakob, meine beiden Enkel, leben in Duisburg in einem geräumigen Haus mit Garten, also schon einigermaßen privilegiert. Die Eltern arbeiten in künstlerischen Berufen mit zum Teil starken Einschränkungen während der Corona-Zeit.
Sie sind mehr zuhaus als in "normalen" Zeiten. Gut für die Söhne? Einerseits schon. Doch die dauernd wechselnden einengenden Bestimmungen im Bereich Schule, Musikschule, Sport und Besuch von Freunden und Verwandten empfinden sie als nervig und lästig. Karl kompensiert den Mangel mit der Lektüre besonders dicker Bücher und dem Hören ganzer CD-Sammlungen. Jakob, bewegungshungriger, möchte lieber mit seinem Bruder kämpfen.
Monatelang stecken wir schon im Home-Office, zoomen nur noch in die Welt hinaus und bleiben lieber auf Abstand. Um so mehr bildet in dieser Zeit unser Zuhause eine schützende Umgebung. Wir sind genötigt, uns dort zu verkriechen, Kontakte zu vermeiden, fahren unsere Aktivitäten herunter – wie schön wäre jetzt ein langer Winterschlaf.
In den ersten Tagen der Ausgangsbeschränkungen ging ich jeden Abend mit meinem Hund an einer Reihe kleiner Fischteiche vorbei. Die Stille und Abgeschiedenheit dort empfand ich als Spiegel meiner eigenen Situation: isoliert inmitten einer schönen Ruhe.
Corona-Herbst, drinnen. Das Draußen tritt zurück. Lockdown.
Zwischen Privatheit und abgeschotteter Außenwelt drängt sich das Magische. Die eigenen vier Wände werden zu Projektionsflächen des Surrealen. Innen kehrt sich nach außen.
Dämonen überschreiten die Schwelle zum Unbewussten. Welt wird traumwandlerisch zum Spiegel meiner Phantasien.
Ein Wohnzimmer im bildungsbürgerlichen Stil gestaltet. Die Bewohnerin: eine Lehrerin. Erkennt man ihre Identität an der Einrichtung, weiß man die sichtbaren Spuren zu deuten? Alles scheint gediegen und kontrolliert. Hier zu sehen: ihre Tochter. Rock'n Roll Attitüde im elterlichen Wohnzimmer. Die Stehlampe wird zum imaginären Mikrofon. Die Person bricht die kontrollierte Ordnung auf und führt einen seltsamen Tanz auf, der hier wirklich nichts zu suchen hat.
An die frische Luft! Aber nicht einfach so – Ich finde: Dieser dekorative »Stillstand« hat Stil, Form und Ausdruck. Schade nur, dass die Urheberin für einen längeren Augenblick dieses Arrangement verließ: Große Wäsche! Das Leben geht weiter ...
Sitzkissen und kleine Schaffelle für einen warmen Popo, gestapelt auf einer Bank im Wintergarten, ungenutzt, unbesetzt. Aber am 6. war einer da, der sah aus wie der Nikolaus und wir haben Glühwein getrunken. Das war schön.
Nach meiner Rückkehr nach Seoul/Südkorea im März 2020 musste ich mich für 14 Tage in Hausquarantäne begeben. Am 29.4. fotografierte ich mich selbst mit Smartphone in 12 Situationen in meiner Wohnung, im Stile einer Überwachungskamera. (Miniserie WatchingYou). Hier bin ich zu sehen, wie ich Stunden am Rechner hänge. Ironischerweise ist die gut funktionietende Corona app in Korea einer der Gründe, weshalb wir bis heute keinen Lockdown in Korea brauchten.
Unser Heim, das wir mit Möbeln im Wohnraum gestalten, ist unser Territorium, in dem sich unsere Beziehungsgeflechte entfalten. Gerade in den Zeiten der Coronapandemie sind wir auf unsere eigenen vier Wände zurückgeworfen.
In meiner Fotoserie werden Miniaturmöbel aus Puppenstuben zu Akteuren, zu Metaphern menschlicher Beziehungen und ihrer Verstrickungen.
Diese alten Puppenstubenmöbel mit ihren Gebrauchsspuren wecken in mir eine spielerische Lust, dieses eigentlich schwergewichtige Thema humorvoll umzusetzen und daraus ästhetisch leichte skulpturale Kompositionen im Miniaturformat zu bauen. In diesen fragilen Konstellationen zeigt sich das ständige Ringen um Gleichgewicht als Fundament zwischenmenschlicher Beziehungen. Das Ausloten und Testen der Möglichkeiten innerhalb eines gegebenen Rahmens; der Wunsch nach Verschmelzung oder nach Distanz; das Wechselspiel des Anlehnens mit dem Verlust des Gleichgewichts, die Bewegung zwischen Anpassung und Auflehnung, Überwältigung und Unterwerfung; der Versuch, Machtstrukturen aufzubrechen – aber auch die zärtliche Hingabe und leise Annäherung. All dies sind Nuancen des Beziehungsalltags.
In Analogie zu den Puppenhausmöbeln, die idealtypisch für unterschiedliche Zeiten und Regionen Deutschlands stehen, tragen Menschen ihre unterschiedliche kulturellen Kodizes und Biografien in ihre Beziehung, die sich dann oft sehr dynamisch gestalten.
Dem Betrachter bleibt die Freiheit der Interpretation. Die Kompositionen ermöglichen ein Einfühlen in die – mit äußerst einfachen Mitteln ausgedrückten – lyrischen Momente eines Beziehungsalltags.
Gesperrt! Eingang oder Ausgang, wo stehst Du?
Leere und Stille hat seine eigene Schönheit. Aus meiner neuen Serie 'fragments of now', die thematisiert, was in Corona-Zeiten zur kollektiven Erfahrung geworden ist.
Seit 1994 arbeite ich mit der Camera obscura. Da war es naheliegend, bereits in der Zeit des ersten Lockdowns im April dieses Jahres die Thematik des zu Hause Bleibens mit dieser Technik zu verarbeiten. Die Welt da draußen steht Kopf, die eigenen vier Wände bilden die Konstante.
Die teilweise unverständlichen Themen draußen sind beobachtet und teilweise dezent in den Fotografien erwähnt. Alles in der Wohnung wurde weiß verpackt, doch es geht nicht nur um den visuellen Aspekt, die Projektion des Außenraumes hervorzuheben, oder gar um das Verstecken
einzelner Gegenstände, sondern um das Hervorheben.
In Selbstisolation befindend, sitze ich jetzt wieder in der vertrauten Wohnung, die Welt draußen betrachtend. Durch die ungewohnte und doch bekannte Sehweise wird das eigene Umfeld neu entdeckt und überdacht.
Weitere Bilder der Seire #stayathome unter www.karenstuke.de
Der erste Lock-down war bizarr: bedrohlich und sinnlich zugleich. Sich Zuhause aneinander gewöhnen. Ein bisschen Urlaub, ein bischen Home-Office. Sich sorgen. Darüber reden. Es wird schon. Am Morgen. Am Abend. Am Küchentisch. Wir räumten nicht mehr ab, sondern nur noch um. Zu den Mahlzeiten. Eines Tages wurde es uns zu unordentlich und wir stellten alles wieder an seinen Platz zurück. Und dann spürten wir die Einsamkeit!
Momente der Nähe in Zeiten sozialer Distanz.
Corona hat viel verändert. Als normal und immerwährend angesehene Zustände waren nicht mehr. Quarantäne. Isolation. Orte des alltäglichen Lebens gesperrt. Nach dem Lockdown wird wieder ein bisschen Freiheit gesucht. Und manchmal findet man seinen Strand gleich um die Ecke.
In Corona-Zeiten Sich-Besinnen auf das Wertvollste das es gibt: Familie und Angehörige. Während eines Spaziergangs habe ich festgestellt, dass in vielen Autos Masken liegen. Mal sind es frische, mal gebrauchte Masken. Sehr interessant zu sehen ist, wie diese Masken aufbewahrt werden: Am Innenspiegel hängend, zerknüllt auf dem Beifahrersitz oder wie hier in diesem Fahrzeug an einer gerahmten Porträtaufnahme eines lieben Familienmitgliedes. Das Bild entstand mit einem älteren iPhone.
"Ohne Kultur ist es still". Dies sieht man z.B. in unserem Familienkalender, in den alle unsere Termine eingetragen werden. Auf dem Kalenderblatt kann man sehen, was alles gestrichen wurde, und was nur online stattfindet. Im "Teil-Lockdown" oder (noch schöner) "Lockdown light" finden keine Geburtstagstreffen und keine kulturellen Veranstaltungen statt. Die Termine müssen gestrichen werden. Es wird "still". Für jede Woche habe ich ein "Stille-Foto" gemacht und in den Kalender eingefügt. Dieses entstand nach der Ankündigung der Verlängerung des "Lockdowns".
Abstract Face No.1 (1/8) – Menschen mit Masken und die leeren Straßen zu Beginn der Pandemie haben mich nicht interessiert. Daher bin ich von der Straße ins Studio gegangen und habe meine eigenen Charaktere kreiert (Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind hier rein zufällig). Diese Serie ist eine von mehreren, die in den letzten Monaten im Studio entstanden sind. – ABSTRACT FACES ist bei den Minimalist Photography Awards 2020 mit einer Honorable Mention in der Kategorie „Abstract“ prämiert worden.
Alte Radios erinnern an die vermeintlich gute alte Zeit. Als Kind hörte ich mit Hilfe eines Röhrenradios Musik, die in meinem sozialen Umfeld unbekannt war. Wortbeiträge erzeugten Bilder in meinem Kopf. Diese Funktion hat das Radio auch heute für mich. Heute erreichen mich Sender aus aller Welt mit dem WLAN-Radio und verkürzen die Zeit, die durch Corona geprägt ist.
Nach dem großen Krach um Mitternacht herrscht am nächsten Morgen Ruhe. Nur stille Überbleibsel sind Zeugen der Nacht. Wahrscheinlich werden sie mir heuer fehlen die Still – Leben.
Corona zwingt zur Entschleunigung. Nur wie damit umgehen? An Stelle des äußeren Tempos treten innere Unruhe und Geschäftigkeit. Mit hohem Aufwand organisieren wir, was dann meist nicht stattfindet. Vor nicht all zu langer Zeit sah ich beim Vorübergehen in einer benachbarten Straße diese friedlich gastierende Spatzenfamilie. Ich hielt inne, beobachtete sie eine Weile und ihre stille Präsenz übertrug sich auf mich. Später ging mir die Frage durch den Kopf, wie viel Zeit ich mir eigentlich „in normalen Zeiten“ für solche kleinen Glücksmomente genommen habe? Viel zu wenig...
„ATEM" - ist das Thema meiner fotografischen Erkundungen.
Tagebuchnotizen begleiten meine Motive.
Zwischen Ängsten, Verunsicherung und scheinbarer Hoffnungslosigkeit, den Blick auf das Schöne und Gute - voller Hoffnung - nicht verlieren.
Das Schöne, das eine Erschütterung hinterläßt. Ein Quäntchen, das in uns bleibt und das wir sternförmig angeordnet in einen Karton legen, den wir Gedächtnis nennen.
"Weine - träume von Libellen
die leicht auf schwebenden Blättern landen
stürze - sinke ins Wasser - ertrinke aber nicht
träume wieder
meine Mutter liegt fremd vor mir
in weissem Spitzenleinen - eine Lilie auf der Brust
alles voller Blütenstaub
Weisse Streifen durchziehen den Himmel
mein Blick in den Spiegel und Erinnerung
an eine junge Frau
sie lächelt mir zu im Vorbeigehen"
Der Widerschein eines Stilllebens erscheint, kurz und still, vergehend mit der Drehung der Erde. Das kurze Aufflackern einer momentanen Illusion an der Wand, die doch im nächsten Moment verschwunden ist.
Unterwegs für mein CORONA-Fototagebuch in Wyk auf Föhr gesehen: Mit stillem Humor trotz der schweren Zeiten für Handel und Gastronomie den Text gestalten.
Sonntags im Sonycenter, Berlin: Ein sonst von vielen Menschen belebter Ort weist plötzlich eine ungeheure Leere auf. Vor den Restaurants sind die Tische und die Stühle hochgestellt und gestapelt, die Geschäfte sind geschlossen. Wo noch geöffnet ist stehen Hinweisschilder, die sich auf dem Platz verlieren.
VERRÄTSELT - Nach kalten Nächten und bei hoher Luftfeuchtigkeit sind unsere Fenster morgens von außen beschlagen. Dann ist die Welt draußen nicht mehr klar zu sehen, sondern wird durch unzählige Wassertröpfchen verzerrt und „vernebelt“. Das Fehlen des freien Blicks nach draußen entgegen dem Gewohnten ruft unweigerlich das Gefühl hervor, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. An einem Oktobermorgen jüngst kam noch etwas hinzu: Ein Spinnennetz direkt außen am Fenster wirkte wie eine weitere Barriere zwischen der Welt drinnen und derjenigen draußen, was das Gefühl des Eingeschlossenseins verstärkt hat. Geradezu symbolhaft in Zeiten der Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen.
Wir richten uns ein in einem stilleren Leben, in Gärten, Hinterhöfen, auf Balkonen, wenn der Bewegungsradius eingeschränkt wird. Aber etwas Sport an der frischen Luft muss sein.
Womöglich schärft der eingeschränkte Radius in "Corona-Zeiten" den Blick für kleine und scheinbar unwichtige Dinge und Ereignisse? An einem verregneten Tag im Berliner Südgelände fiel mir diese kleine Blume in einem mit Plastikbeutel ausgekleideten Papierkorb auf. Wer hat sie dort hineingetan? Sie ist schön in ihrer Vergänglichkeit und zeigt sich trotzig und aufrecht noch für ein paar Stunden vor dem endgültigen Verschwinden.
Die Schaukel, die mit einem Absperrband versehen wurde, symbolisiert für mich klar ein "Still-Leben". Kinder dürfen dort nicht mehr spielen, es ist still. Das Bild entstand im ersten Lockdown im März diesen Jahres.
Dieses Bild ist in der Corona-Zeit entstanden, als im Sommer 2020 Hotelaufenthalte erlaubt waren. Ich hatte etwas Zeit und mir fielen diese Formen und Farben im Zimmer auf... die andere Hand löst übrigens aus 😉
Leben in Corona-Zeiten als älterer Mensch ohne Angehörige. Zurückgezogen. Wie in klösterlicher Kargheit. Fast aller Kontakte beraubt. Besinnung auf "Was brauche ich wirklich zum (Über-)Leben"? Banges Fragen nach dem "Wie lange halte ich das alles durch?"
Universum des Zerfalls - Äpfel im fortlaufenden Verwesungsprozess
Ein Thema und gleichzeitig ein Stilleben welches die Vielfalt der fortschreitenden Veränderungen am Apfel abbildet. Temperatur, Witterung, Feuchtigkeit, Lagerung, Apfelsorten und Pflege haben Einfluß auf die unendlichen Erscheinungsformen wie Oberflächenbeschaffenheiten, Zersetzungsformen, Pilzbefall und Farben. Gleichzeitig erinnern die Formen und Oberflächen sowohl an Planeten aber auch an Sporen oder auch Viren.
Kurz nach dem Tod meiner Eltern habe ich ihr Haus nochmal mit der Kamera "verabschiedet". In diesem Bild zeigt sich Vergangenes und die Stille nach dem Leben.
Mein Bild zeigt wohl den Klassiker unter den Stillleben: Eine Blumenvase, die trotz des abgelaufenen Filmes in einer einfachen Kompaktkamera ohne Farben auskommt und mich auch durch den verschachtelten Hintergrund im verlassenen
Ladenlokal und durch ihre unkapriziöse Erscheinung fasziniert.
Still-Leben Frühsommer 2020
Um die Kultur in Hamburg ist es nicht nur still, sondern auch leer geworden …
doch halt: ein Kopf, ein Gesicht, eine Katze und fliehendes Getier … es könnte eine Geschichte draus werden.
Ja, mein Leben ist stiller geworden, das Lächeln der Passanten verschleiert, auf langen Spaziergängen oft alleine, die Nähe fehlt … Dann genieße ich die Natur, und das mehr als je zuvor. Mal ohne Maske über Felder streifen. Der Sonne danken. Und mit meinen Sehnsüchten den Wolken folgen.
Mein Freund, der Jazz-Bassist Jürgen Wuchner - u.a. Hessischer Jazz-Preisträger - feierte vor 2 Jahren seinen 70. Geburtstag mit einer Band aus Musikerfreunden in einem wunderbaren Konzert. In der Pause entstand dieses STILL LEBEN seines Instruments auf der Bühne. Plötzlich und unerwartet verstarb er mitten im Corona-Lockdown am 1. Mai 2020.
Für mich klingt jedoch beim Betrachten des Bildes immer noch seine Musik nach…
Das achte Thema lautet: ICH SELBST
Wieder ein Thema, das der aktuellen Situation angepasst ist. Selbstportraits, visuelle Auseinandersetzungen mit der eigenen Person sind auch weitgehend isoliert möglich. Und wer weiß, vielleicht haben die letzten Monate hier sogar Produktionen provoziert. Denkbar sind auch Motive, die mit der eigenen Person zu tun haben, diese aber nicht direkt zeigen. Wir sind gespannt!
Wie bei den früheren Runden: bitte nur ein Bild (300 dpi, ca 14 cm breit) und Text per E-Mail an redaktion@photonews.de senden.
Einsendeschluss (für das Heft 4/2021) ist der 1. März 2021
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